Über
Anatol Herzfeld
Portrait Michael Soltau
Dangast, 1976
ANGELS
Weihnachtsfest der Klasse Michou,
Kunstakademie Stuttgart, 1978
(Videoloop, 2017)
Kindheit und Jugend verbrachte ich an der Nordseeküste in Varel am Jadebusen. Der Kunstunterricht beim Hubbuch-Schüler Gert Kleimann eröffnete erste Einblicke in Methoden und Arbeitsweisen der Bildenden Kunst. Im nahe gelegenen Dangast erhielt ich weitere inspirierende Impulse durch die Auseinandersetzung mit der Malerei der dort einstmals ansässigen Brückemaler. Die Begegnung mit Franz Radziwill und schließlich die Aktionskunst von Joseph Beuys und dessen Schüler Anatol Herzfeld, die beide wiederholt in Dangast gearbeitet hatten, ließen meinen Entschluss reifen, die Kunst zum zentralen Thema meines Lebens werden zu lassen. Nach dem Studium an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart bei Prof. Hugo Peters und Prof. Sotirios Michou (1974-1980, Abschluss: Staatsexamen) und dem Studium der Kunstgeschichte an der Stuttgarter Universität (1975-1977, Abschluss: Kleine Fakultas) hatte ich neben meiner Tätigkeit als Kunstlehrer verschiedene Lehraufträge an unterschiedlichen Hochschulen (Kunstakademie Stuttgart, Institut für Kommunikationsdesign Konstanz). Die Arbeit als freier Künstler sowie meine Ausstellungstätigkeit, vor allem im Bereich der audiovisuellen Medien, war auch in dieser Zeit von zentraler Bedeutung für mich. Vor diesem Hintergrund war ich von 1992 bis 1997 als künstlerisch-wissenschaftlicher Assistent an der Carl-von-Ossietzky-Universität in Oldenburg tätig. Auch hier stand die Arbeit mit Fotografie, Video, Installation und Performance im Mittelpunkt des künstlerischen Diskurses. Nach einer Gastprofessur an der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität in Frankfurt/M. erhielt ich 1997 den Ruf an die Ernst-Moritz-Arndt-Universität in Greifswald, wo ich noch heute den Lehrstuhl für “Bildende Kunst, visuelle Medien und ihre Didaktik“ am Caspar-David-Friedrich-Institut innehatte.
Mich interessieren Übergänge, Grate, Momente, die Stationen im Prozesshaften, das Sichtbare und das Verborgene, das Material, die Transparenz und das Licht, das diese Prozesse evident werden lässt. Die diesem Konstrukt innewohnende Struktur nähert sich jeweiligen Wahrheiten an, die wir erkennen, wieder verwerfen und neu zu deuten versuchen. Neue Bilder entstehen, die Fragen und Behauptungen formulieren und schließlich neue Positionen definieren. Diese permanente Frage nach dem Geheimnis hinter dem Erleben, das Pendeln zwischen Innenwelt und Kommunikation mit dem Gegenüber markieren ein sinnliches Feld, das nicht zuletzt in der Frage nach der eigenen Identität mündet. Licht, Klang und Raum bilden das Plateau für die multimediale Inszenierung. Nicht nur das Abbild, sondern auch das Abbilden wird Thema der Untersuchung. Licht und Belichtung, Projektion und Durchdringung sind die methodischen Koordinaten für eine mediale Odyssee.
Michael Soltau (2010/2017)